El Ron Prohibito Gran Reserva 15 Mexican Rum
Der El Ron Prohibito lachte mich bereits längere Zeit an. Jürgen wußte genau, warum. Klar, wenn mir die Flasche gefällt und das ganze Design auf Vintage ausgelegt ist, muss es mir ja irgendwie auch schmecken…
Ganz so einfach ist es nicht. Da ich bei Rum ein absoluter Neuling bin, muss mir wenigstens das Design liegen, der Preis zusagen und entsprechende Bewertungen suggerieren, dass „man dat Zeuch immer trinken kann“.
Im Ernst: einen im Solera-Verfahren gereiften 15 jährigen Rum aus Mexico für circa 30 € muss man probieren. Mit etwas Glück bekommt man für günstiges Geld Solides in die Hand. Ehrlich? Der El Ron Prohibito ist ein unkomplizierter, milder, angenehm aromatischer Rum, der auch Rum-Kennern schmeckt.
Die erste Überraschung zeigt sicht bereits beim Einschenken. Eine tiefbraune Flüssigkeit landet im Glas und die Aufmerksamkeit ist geweckt. (Ja, beim El Ron Prohibito wird jede Charge mit Zuckerkulör angeglichen. Wer jetzt empört ist, sollte sich mal in der schottischen Single Malt Abteilung mit offenen Augen umsehen. Zuckerkulör ist kein Grund für emotionale sinnlose Shitstorms!)
Der Geruch ist fast nicht wahrnehmbar, trotz Tastingglas. Nach einigen Momenten kommt dann doch etwas Benennbares in die Nase. Auf jeden Fall Eiche, was bei 15 Jahren auch sein sollte. Dennoch fällt mir bei der Eiche eine leichte Klebstoffnote auf, was mich als Bourbon-Kenner zu der These hinreißen lässt, dass das Finish dieses Rums in frischen amerikanischen Weißeichenfässern passierte. Davon gelesen habe ich nichts. Jedoch machen bei den aktuell diversen Whisk(e)y-Reifungen auch rumgetränkte Eichenfässer durchaus einen Sinn für den Wiederverkauf. Darüber hinaus kann somit die tiefbraune Farbe nochmals besser nachvollzogen werden (Tipp: schaut mal beim Cowboy Bourbon von Garrison Brothers vorbei).
Also: neben Eiche, leichter Toastung und Klebstoff kommt auch eine leichte gewürzte Süße hinzu. Mit 40 % Alc.Vol. riecht dieser Rum nicht sehr alkoholisch.
Beim Probieren landet der Rum auffallend weich auf der Zunge. Die Süße kommt etwas besser zu Vorschein. Diese wird von Eichenaromen (leichtes Prickeln an den Zungenseiten) getragen. Zimt, Eiche, ein wenig Rosenpfeffer und Klebrigkeit am Gaumen machen diesen Rum etwas intensiver. Der Mund und Rachenraum werden angenehm warm und der Abgang ist fast wie warmer Honig.
Nach dieser Erfahrung bin ich auch bereit, mir die Geschichte des El Ron Prohibito auf der Flaschenrückseite durchzulesen (Nein, ich lese jetzt nicht laut vor;-) Wer das jetzt wissen will, muss recherchieren oder eine Flasche kaufen). Mein Fazit: ein Rum, mit welchem man zunächst nichts falsch machen kann. Vielleicht ist er sogar ein wenig zu weich und dürfte sich ein wenig selbstbewusster zeigen… wie immer: Geschmackssache.