Garrison Brothers Cowboy Bourbon
Ok, step by step… der ausführliche Name lautet: Garrison Brothers Cowboy Bourbon Texas Straight Bourbon Whiskey. Von diesem Whiskey wurden im Jahr 2017 lediglich 5.200 Flaschen abgefüllt – in Fassstärke mit 67,5% Alkohol! Es gibt jedoch keinen Grund, sich davon abschrecken zu lassen, denn Dan Garrison beweist mit dieser Abfüllung, dass gut produzierter Alkohol in dieser Stärke trinkbar ist, ohne dass man sich alles wegbrennt. Für mich – ich verrate es gleich – ist dieser Texas Bourbon der heilige Gral amerikanischen Whiskeys.
Zur Herstellung einige Anmerkungen. Dieser Whiskey ist vier Jahre alt. Scotch-Fans belächeln diese Reifezeit, dennoch sei beachtet, dass Garrison Brothers in Texas und somit außerhalb des Bourbon Acts produzieren. Das heißt: der Rohbrand lagert in 50-Liter-Fässern und dehnt sich in der Sonne von Süd-Texas so aus, dass das Fass buchstäblich getränkt wird. Nachts zieht sich der Rohbrand wieder zusammen und transportiert die Eichenfracht ins Innere des Fasses. Diesen intensiven Prozess macht der Whiskey vier Jahre lang durch – bei einem Angel´s Share von 28,5 % pro Jahr! Das, was zum Schluss im Fass lagert, wird so auch in die Flasche abgefüllt. Was den Cowboy Bourbon geschmacklich ebenfalls so intensiv macht ist die Tatsache, dass Dan Garrison mit einer süßen Maische (20 – 25 % Alkohol) arbeitet und deshalb nur einmal destilliert (mit jedem weiteren Destillationslauf verliert der Whiskey an Geschmack und Aromen!) Somit handelt es sich beim Cowboy Bourbon allein durch die Herstellung um einen teuren Whiskey. Allerdings kann ich sagen, dass dieser Whiskey wirklich liefert! Typisch Texas: man meint, was man sagt. Als Whiskey-Liebhaber halte ich es für okay, sich ein- zweimal im Leben eine Flasche für 349€ zu schenken. Aufgrund eines solchen Herstellungsverfahrens würdige ich das Preis-/Leistungsverhältnis mit fünf Sternen.
Optisch beeindruckt der Cowboy Bourbon sofort durch seine dunkle Farbe. Ein tiefes Braun, welches einen leicht rötlichen Stich entkommen lässt. Nach dem ersten Schwenken sieht man auch sofort Spuren im Glas, da in diesem Whiskey so ziemliche alles aus dem Eichenholz geholt wurde, was drin war.
Wenn man am Cowboy Bourbon riecht, kommt bei dieser Prozentzahl natürlich Alkohol in die Nase. ABER auf milde Art und Weise. Kein Schmerz, keine Ätzungen! Tiefes Holz, Schwere, Vanille, Pfeffer, Zitrone, Süße und Karamell verführen geradezu. (Als ich den Cowboy Bourbon zum ersten Mal tastete, wurde ich nach einer halben Stunde Schnuppern aufgefordert zu probieren, da ich mit dem Riechen gar nicht fertig wurde.)
Irgendwann probiert man dann doch. Achtung: wie eigentlich bei jedem Tasting sollte nach dem ersten Schluck mit Mineralwasser nachgespült werden, um die Zunge immer wieder zu reinigen! In diesem Fall sind auch tröpfchenweise Schlucke vom Whiskey zu empfehlen!!! Die Zunge wird warm und die Zungenspitze nimmt karamellisierten Zucker wahr. Daneben so etwas wie Lakritz und Holzaromen. Der Mund wird klebrig. Eichentannine, weißer Pfeffer, Röstaromen, Kakaobohne, Zitronenschale am Gaumen und … einfach selbst erleben!
Der Abgang ist natürlich wärmend. Die Fassaromen, insbesondere die Eiche machen sich nochmals bemerkbar und du weißt, dass du diesen Whiskey niemals vergessen wirst! Du wirst nur noch darüber staunen, dass ein Whiskey mit einer solchen Alkoholstärke so weich und mild zu trinken ist. An dieser Stelle empfehle ich: eigene Erfahrung sammeln!
Dieser Whiskey ist nichts für nebenbei. Vielleicht ist er manchmal auch zu besonders aufgrund des Preises und der „Knappheit“. Dieser Whiskey sollte auch erst getastet werden, wenn man sich mit ein zwei guten Bourbons bereits ein wenig „warm-getastet“ hat. Für ein Glas Cowboy Bourbon (2 cl) brauche ich circa 60 Minuten und empfehle jedem, sich diese Zeit auch zu nehmen.