Whisky Tastings

American Barrels Bourbon Whiskey

Der Whiskey von American Barrels ist selten in Deutschland zu erhalten. Der Hersteller selbst war ziemlich erstaunt, dass eine Flasche in Deutschland verkauft wurde, wo er doch keinen direkten Händler hat. Das erklärt mir im Nachhinein, warum ich weit mehr für die Flasche bezahlen musste, als sie eigentlich kostet… Nun denn: ich wollte sie haben, ich habe sie und ich bereue nichts! (Das muss der Typ ja schreiben, nachdem er so viel bezahlt hat)

American Barrels brennt selbst in Charleston, South Carolina. Somit schreibe ich heute nicht über Kentucky, Tennessee oder Texas. Die Flasche selbst ist sehr patriotisch gestaltet. Um die Flasche windet sich eine Klapperschlange. Dies ist ein Symbol aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges (1776), die sogenannte Gadsden-Flag benannt nach General Christopher Gadsden. Die Schlange selbst wurde mal satirisch von Benjamin Franklin erwähnt, der meinte, man solle der britischen Kolonialverwaltung als Dank für die Übersiedlung von verurteilten Verbrechern in die Kolonien doch im Gegenzug Klapperschlagen nach Europa schicken… Somit steht dieses Symbol seitdem für Patriotismus, Regierungskritik und Berufung auf die Verfassung. American Barrels selbst kokettiert immer wieder mit dem zweiten Verfassungszusatz. Um das Bild an dieser Stelle zu komplettieren steht auf der Rückseite der Spruch: DON´T TREAD ON ME. Am Flaschenhals befindet sich ein sog. Dog Tag – Erkennungsmarke wie bei den GIs der US Army mit dem Schriftzug der Brennerei.

Der Whiskey selbst unterliegt nicht dem Bourbon Act, da er nicht in Kentucky produziert wurde. Er lagerte weniger, als zwei Jahre in Eichenfässern und ist mit 45 % (90 Proof) abgefüllt.

Die Farbe ist, trotz der verkürzten Lagerzeit dennoch bernstein-golden. Im Geruch fällt auf, dass erstmal nichts auffällt. Dann, nach kurzer Zeit ist süße Vanillie begleitet von leichten Fasstoastungstönen zu vernehmen. Kurz danach kommt die Roggenwürze neben der Maissüße durch. Ich bin ehrlich gesagt erstaunt über die Komplexität einerseits und der Ausgeglichenheit andererseits. Und das bei einem Whiskey, der in South Carolina für $ 29 pro Flasche nicht gerade zu den High Rollern gehört!

Geschmacklich legt sich der Bourbon erstmal smooth und cremig auf die Zunge und stellt sich mit Karamell und Vanillie vor. Danach sorgt die Roggenwürze für den erweiterten geschmacklichen Radius. Schließlich am Gaumen wird es durch die ausgewogenen Eichentöne nochmals ein wenig erdiger und bitter. Das ganze spielt sich innerhalb eines extrem süffigen Geschmackintervalls ab.

Der Abgang ist mittellang und hinterlässt eher wenig Nachgeschmack, was zum insgesamt süffigen Konzept passt.

American Barrels hat es hier geschafft, einen süffigen und vollmundigen Whiskey auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig beweisen sie, dass mit entsprechendem Know How auch gute Whiskeys produziert werden können, die nicht über viele Jahre im Fass liegen müssen, um sich zu entfalten. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass Whiskey weitaus mehr ist, als eine Jahreszahl auf dem Etikett!

Das Bild entstand auf meiner Bar in meinem Saloon – deshalb die Variante mit Justitia;-)
American Barrels Bourbon Whiskey
  • Preis/Leistung
  • Qualität
  • Geschmack
3.7

Gerry Lächnfinga

Ich liebe Cigarren, destillierte Getränke und die teilweise philosophische Frage darüber, was Genießen grundsätzlich ausmacht. Auch in meinem Podcast "Die Cigarrencouch - im Rauchkanal der Lebensfragen" gehe ich so manchen Alltagsthemen auf die Nerven;-) Allerdings nicht, ohne dabei eine gute Cigarre zu genießen. In diesem Sinne, servus baba, küss´ die Hand. Instagram: @die_cigarrencouch All Pictures by @treeburn103

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