Zigarren Tastings

Alec Bradley American Sun Grown Robusto

Eine bunte Bauchbinde, die mit „Libertas“ und „Aequitas“ (Freiheit und Gerechtigkeit) aufwartet, dazu eine Farm aus dem Osten der USA sowie das rote Gestein des Grand Canyon im Westen zeigt, kann in seinem Absolutheitsanspruch nur eine Cigarre von Alec Bradley umfassen. Und so ist es auch. Heute schreibe ich über die American Sun Grown von Alec Bradley.

Das Auftreten der Cigarre ist mal wieder martialisch, in der Sache richtig und qualitativ hochwertig. Dabei spreche ich nicht nur von der Bauchbinde. Die Cigarre hat ein wundervoll öliges, dunkles, wenig von Adern durchzogenes Deckblatt. Sie fühlt sich fest an und es sind – wie immer bei AB – keine optischen Produktionsmängel festzustellen. Eine Robusto mit 12,70 cm Länge und einem Ringmaß von 50 entsprechen einer soliden Standardausführung.

Diese Cigarre habe ich relativ früh probiert, nachdem ich mich für Cigarren entschieden habe. Oft hatte ich den Eindruck, ich sollte sie nochmals probieren. Ehrlich gesagt, hatte ich sie nicht in so guter Erinnerung. Spoiler: daran hat sich, im Detail zwar schon, insgesamt nicht viel geändert.

Der Kaltgeruch hat etwas von Ledersessel mit frisch gemahlenem Kaffeepulver. Der Kaltzug war etwas fester, aber noch immer angenehm. Mir fehlte das typische Gewicht einer Alec Bradley Cigarre.

Die Brandannahme war super. Die Rauchentwicklung war ok, hätte allerdings nicht weniger sein dürfen. Ich musste im gesamten Rauchverlauf nicht neu anzünden, allerdings den Schiefbrand im Auge behalten. Tunnelbrand war zum Glück kein Thema.

Die Sun Grown zeigte sofort, was sie drauf hat: volle Würze, mineralische Bitterkeit, Kakaobohne und herbes Zedernholz. Das alles kam relativ trocken rüber, wodurch sich die Eindrücke verstärkten. Die Raumnote allerdings zeigte sich deutlich versöhnlicher: milder mineralischer Tabakrauch, der Qualität ausstrahlte.

Im weiteren Rauchverlauf eröffnete sich ein Paradoxon: geschmacklich zeigte sich warm Leder und gleichzeitig kalter Kaffee. Dies machte die Cigarre etwas komplexer, als sie bis zu dieser Stelle schien. Während der gesamten Rauchdauer wirkte sie dennoch „unfertig“, „unausgewogen“ auf mich. Meiner Meinung nach hätte sie irgendwann entweder milder und voller oder intensiver in ihrer Pfeffrigkeit werden müssen. So blieb sie komplex im Ungewissen. Dadurch bestätigte sich mein Eindruck von früher: sie ist heftig, stark und weiß nicht wohin damit. Somit bleibe ich heute als Cigarrenraucher auch etwas unfertig zurück 😉

Vielleicht ist diese Cigarre genau das Richtige für ein Festival/eine Feier, auf der man es krachen lässt und definitv mehr als eine Cigarre raucht. Da kann die Sun Grown ein Opener mit Aussagekraft sein. Für 6,00 €/Stück sowie einer Rauchdauer von mindestens 60 Minuten kann man das auch relativ preiswert ausprobieren. Die Sun Grown braucht nicht das andächtige Tasting – sie braucht Abenteuer, wie auf der Bauchbinde zu sehen ist: eine Reise von Ost nach West!

  • Deckblatt: Nicaragua
  • Umblatt: Nicaragua
  • Filler: Nicaragua
Dunkel, ölig, kräftig, trocken mit dem Anspruch von New York bis San Francisco für Entdeckertum zu stehen – American Sun Grown
Alec Bradley American Sun Grown Robusto
  • Preis/Leistung
  • Qualität
  • Geschmack
2.8

Gerry Lächnfinga

Ich liebe Cigarren, destillierte Getränke und die teilweise philosophische Frage darüber, was Genießen grundsätzlich ausmacht. Auch in meinem Podcast "Die Cigarrencouch - im Rauchkanal der Lebensfragen" gehe ich so manchen Alltagsthemen auf die Nerven;-) Allerdings nicht, ohne dabei eine gute Cigarre zu genießen. In diesem Sinne, servus baba, küss´ die Hand. Instagram: @die_cigarrencouch All Pictures by @treeburn103

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