Zigarren Tastings

John Aylesbury Maduro Robusto

Manchmal fühlt es sich einfach unfair an, über eine Cigarre zu urteilen, die auf ihre Art und Weise alles richtig macht…

Die Maduro Robusto aus dem Hause John Aylesbury ist eine Cigarre, welche rein aus nicaraguanischen Tabaken hergestellt ist. Mit einer Länge von 12,7 cm und einem Ringmaß von 53 präsentiert sie sich für eine Robusto durchaus üppig. Das Deckblatt war dunkelbraun bis schwarz an manchen Stellen, fühlte sich auch trocken an – nicht ölig. Auch Blattadern suchte ich vergebens. Beim Abtasten fühlte sie sich weich an. Dann sprang mein Skeptikometer das erste mal an, als mir auffiel, wie leicht die Cigarre für ihre Maße war.

Der Kaltgeruch war Zedernholz pur! Kein erdiger/mineralischer Anschlag, den man bei einer solch dunklen Cigarre vermuten könnte. Einfach nur Zedernholz! Der Kaltzug nach dem Anschneiden wies einen leichten bis maximal mittleren Zugwiderstand erkennen. Geschmacklich kam beim Kaltzug die totale Süße bei mir an. Ich zog noch zwei Mal, weil es so süß schmeckte.

Die Brandannahme war tadellos und die Rauchentwicklung war ebenfalls absolut befriedigend. Bei dieser Gelegenheit ist es mir ein Vergnügen, schreiben zu können, dass der Rauch nicht cremig war. Teilweise kam ich mir hier beim Verfassen der Texte schon blöd vor, da so viele Cigarren mit cremigem Rauch aufwarten. Nein! Diese Cigarre hatte einen leicht würzigen, dünnen Rauch in ausreichender Menge bei jedem Zug. Die Maduro war so mild, dass ich wirklich genauer „dahinter“ schmecken musste: leichtes Zedernholz, ganz zarte Anflüge von Mineralien/Erde und das alles so ganz unkompliziert. Diese Cigarre schien einfach für „Leichtigkeit pur“ zu stehen.

Nach dem ersten Drittel gesellte sich ein Hauch von Bitterschokolade zur Runde der geschmacklichen Leichtigkeit. Kurz danach, entpuppte sich noch (circa ab der Hälfte) etwas Kaffee.

Der Abbrand war absolut gleichmäßig. Obwohl ich im Freien rauchte, musste ich nicht einmal korrigieren. Die Asche war Außen weiß und zeigte wenig Risse. Nach circa 2,5 cm fiel sie das erste Mal ab.

Auf dem Weg zum letzten Drittel spielten sich die Zedernholznoten doch etwas mehr in den Vordergrund, die beim Ausblasen des Rauches etwas mehr Würze/Pfeffer hinterließen. Das alles spielte sich immer noch im „leicht bis maximal mittelkräftigen Sektor“ ab. Ich wäre wahrscheinlich im Blindtest niemals darauf gekommen, dass es sich um eine Puro aus Nicaragua handelt!

Mit dem letzten Drittel wurde das Ammoniak deutlich, welches sich leider nicht gut in das zart ausgeprägte Bukett der Maduro einfügte. Also legte ich die Cigarre ab.

Was war nun unfair an der bisherigen Bewertung? Die Cigarre zeigte sich als angenehmer Easy-Smoke, der durchaus für Einsteiger reizvoll sein könnte, die aufgrund ihrer bisherigen Erfahrung nicht nur Connecticut-Vitolas kaufen wollen, sondern mit dieser Maduro eine dunkle Cigarre problemlos erfahren dürfen. Die Cigarre ließ sich problemlos anzünden, ging nicht aus, hatte keinen Tunnelbrand und keine Risse im Deckblatt. Stimmt alles.

Meine „Schwierigkeit“ mit dieser Cigarre besteht darin, dass sie nach 45 Minuten (Maximalwert) weg war. Von solchen Ausmaßen erwarte ich mir mindestens eine volle Stunde Genuß – eher 75 bis 80 Minuten. Als der erste Centimeter Asche zu sehen war, war ich sehr erstaunt, wie schnell das ging. Somit war ich „gezwungen“ zu managen, wie intensiv ich nun die zarten Aromaanteile heurausschmecken möchte und wie schnell es mit der Cigarre dann vorbei sein soll. Wäre sie ein wenig fester gerollt, hätte ein wenig mehr Zugwiderstand, dann … Wenn man all das vorher weiß, ist das wahrscheinlich leichter zu verzeihen.

Die Cigarre kostet 6,30 €/Stück und – nochmal – ist jedem Einsteiger zu empfehlen, für den eine Cigarre optisch eher dunkel aussehen soll.

  • Deckblatt: Nicaragua
  • Umblatt: Nicaragua
  • Filler: Nicaragua
Toll sieht sie aus, die John Aylesbury Maduro Robusto!
John Aylesbury Maduro Robusto
  • Preis/Leistung
  • Qualität
  • Geschmack
3.3

Gerry Lächnfinga

Ich liebe Cigarren, destillierte Getränke und die teilweise philosophische Frage darüber, was Genießen grundsätzlich ausmacht. Auch in meinem Podcast "Die Cigarrencouch - im Rauchkanal der Lebensfragen" gehe ich so manchen Alltagsthemen auf die Nerven;-) Allerdings nicht, ohne dabei eine gute Cigarre zu genießen. In diesem Sinne, servus baba, küss´ die Hand. Instagram: @die_cigarrencouch All Pictures by @treeburn103

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